Versprengte Eindrücke zum lyrischen Werk von Czeslaw Milosz

In Rezension by Timo1 Comment

„Es ist gewiss eigentlich nicht statthaft,“ bemerkte Kipling, „einen Dichter dafür zu lieben, dass er spricht, wie man selbst gerne spräche, könnte man sich, wie er, Gehör verschaffen. Es mag darin nämlich mancher die Schwäche der Gewohnheit sehen, das Verlangen sich immer dem Vertrauten zuzuwenden, wo man doch auch das Neue oder sogar das Konträre für sich entdecken könnte. […] Diese Beanstandung geht von der falschen Vorstellung aus, nur das Neue, Andersartige, könne uns bereichern […] obwohl ja auch eine gute Maschine nicht aus allen Teilen gebaut wird, die man bekommen kann, sondern schlicht mit denen, die für die Funktion unerlässlich sind – wobei zusätzliche Teile entweder Zierde sind oder eine Verkomplizierung des Mechanismus – in jedem Falle überflüssig. […] dabei geleugnet wird, ist die Tatsache, dass man sein Empfinden nicht nur erweitern, sondern auch vertiefen kann. […] Ich glaube, dass derjenige in der Welt am wenigsten Schaden anrichten wird, der weiß wer er ist und wo er steht und auch bereit ist, sein Leben lang zu diesem Punkte hinzustreben.“ (Rudyard Kipling)

„Keine Sprache genügt der Schönheit.“

Ich wählte diesen Ausschnitt von Kipling als Einstieg für diese Rezension, weil er (abseits der vielen Ansatzpunkte für Kritik an seiner Argumentation) einen Gedanken enthält, den ich mit dem Werk von Milosz immer zentral in Verbindung gebracht habe. Seit Jahren besitze ich die Auswahl seiner Gedichte aus der Bibliothek Suhrkamp, hatte bisher jedoch immer nur einzelne Gedichte und Passagen gelesen und mich nie ganz in seine Lyrik vertieft; er gehörte für mich zu den wenigen Dichtern, denen ich mich nie mit Gedanken an das Gesamtwerk genähert habe, sondern die ich als Gesprächspartner aufsuchte und in deren Schreiben ich eine Möglichkeit sah, einen Dichter im Ton eines Freundes reden zu hören. Ein Freund, der keine Abstraktionen hinblättert, sondern mir Ideen eingibt, Ansichten, Bilder und Fragen, Meinungen und Streiflichter.

Anders gesagt: In der Poesie von Czeslaw Milosz fühlt man sich wie ein werdender Mensch, der noch nicht fertig sein muss (ein Gefühl, das einem letztlich nur sehr wenige große Dichter geben). Ihm geht es um die eigene Bestimmung, den in sich verorteten Blick und den Weg zum Selbstverständnis in jedweder Situation, der nie ein Ende findet; für ihn, wie für viele andere Dichter im Grunde ebenso, gilt das DeQuincey-Zitat, wonach ein gefundenes Problem eine ebenso bedeutende Leistung ist, wie eine gefundene Lösung. Und er zelebriert seine Ansichten nicht bloß in seinem Sinne – er lässt auch Dinge in seine Gedichte eintreten, gegen die er dann bis zum Schluss des Textes ankämpfen muss; Kämpfe, bei denen er die Regeln nicht bestimmen kann und in deren Verlauf er nur die Sprache hat, um zu agieren, zu widerstehen. Darin liegen die Anklänge der Ausweglosigkeit und Verzweiflung begründet, die seine Texte in der Wahrnehmung oft durchziehen – ebenso entsteht aus dieser Tatsache jedoch oftmals auch eine besondere Auseinandersetzung mit der Thematik – da Milosz den Themen nicht ausweichen kann, versucht er mit ihnen umzugehen und erschließt somit sehr lebensnahe Räume von Bewältigung und Wahrheit.

„Aus der Vorhölle für ungetaufte Jünglinge und Tierseelen
Soll ein toter Fuchs erscheinen und er soll Zeugnis
ablegen gegen die Sprache.“

Direkt zu Anfang möchte ich anmerken, dass Milosz nicht auf ein Zitat festgelegt werden kann und somit auch nicht auf eine einzelne Richtung in der Ausdrucksweise. Alle Beispiele hier sollen einen kleinen Eindruck der Vielfalt aufzeigen und keine repräsentativen Klarheiten schaffen.

Für repräsentative Klarheiten ist Milosz sowieso der falsche Dichter. Im Zusammenhang mit einigen Dichtern, die ich schätze, habe ich später in Besprechungen den Ausdruck „menschliche Poesie“ verwendet, wenn ich eigentlich humanistische Prinzipien, eingebundene Anteilnahme oder subtile Nähe zum Leser meinte. Auf Miloszs Poesie passt diese Bezeichnung allerdings immer noch am besten; menschlich im Sinne von: unperfekt, stimmungsabhängig, ambivalent, bekennend, gefühlsbestätigend, nachdenklich – mit Gedächtnis und Gewissen operierend, aber auch mit ihnen hadernd, im Zuge des Moment.

„Auf diesem selben Marktplatz
Verbrannte Giordano Bruno,
Das Feuer, geschürt vom Henker,
Wärmte die Neugier der Gaffer.“

1911-2004. Eine beachtliche Lebenspanne, in einem Jahrhundert voller Tod und vieler rapider Entwicklungen, die vor allem eins offenbarte: Die von Ahnung in Gewissheit umschlagende Undurchschaubarkeit der Welt und ihrer Systeme, die Wissenschaft und Moral nicht in letzter Instanz verhindern können. Nachdem die Zeitalter davor das Ich stark in den Fokus gerückt hatten, war genau dieses Ich nun dabei, im Kampf der Ideologien, Zukunftsausrichtungen und Vermächtnisse zu verschwinden.
Diese Unklarheit über den Wert des Ich, des Selbst, des Einzelnen: bei Schriftstellern, die nicht den Ideologien ihrer Zeit anhingen und sich trotzdem mit ihr befassen wollten, musste diese Problematik zwangsläufig (mit) zum Thema werden. Dabei ist, von sich selbst zu sprechen, in der Lyrik von jeher ein Risiko – und eine Chance.

„Der Vorteil der Poesie ist, dass sie uns daran erinnert,
wie schwer es ist, man selbst zu bleiben,
denn unser Haus steht offen, die Tür ist schlüssellos,
und unsichtbare Gäste gehen ein und aus.“

Ich bin der Ansicht (die manchen vielleicht seltsam erscheinen mag), dass das Leben eines Dichters zwar viel mit den Wesensinhalten seiner Gedichte zu tun hat, man aber von den Gedichten auf die Biographie schließen muss, und nicht umgekehrt. Anders gesagt: Man sollte Gedichte nicht nach Aspekten durchsuchen, die man zuvor in der Biographie gefunden hat, sondern lieber die Gedichte lesen und sich nachher über den biographischen Hintergrund des Gedichtes informieren. So wirkt das Gedicht als erstes, aus sich selbst heraus, und durch die zusätzlichen biographischen Daten wird dieser Eindruck eventuell noch klarer, evidenter – wenn man es umgekehrt handhabt, sieht man im Gedicht vielleicht nur die Bestätigung der Biographie und nicht den eigenen, tieferen, komplexeren Ausdruck.

Gerade bei Milosz, der in seine Gedichte seine Verzweiflung, ebenso wie seine Hoffnung legte (zwei Gefühle, so stark auf den Moment der Empfindung fokussiert, dass man sie in einer Biographie nicht wirklich auffinden oder nachvollziehen kann) ist diese Herangehensweise empfehlenswert.
Deswegen werde ich mich auch andeutungsweise über den Lebenslauf von Milosz auslassen. Wenn dieser Text zu einer weiteren Beschäftigung anreizt, kann man sich immer noch informieren – als Empfehlung: bei Carl Hanser ist gerade eine neue Auswahl der Gedichte erschienen, die auch ein sehr gutes, biographisches Nachwort von Adam Zagajewski enthält; auf diesen Band bezieh ich mich größtenteils und ganz unten finden sich auch ein paar Worte zum Inhalt dieser Auswahl.

Zahlreiche frühe Gedichte von Milosz handeln vom Krieg, dem Warschauer Ghetto, von Verbindung und Sicht zu/auf die Taten & Geschehnissen dieser Zeit. Hauptsächlich jedoch, bleibt das Werk in Milosz persönlicher Empfindung verankert streifen, die sich natürlich, da er ein Dichter ist, oftmals mit den großen Geißelungen der Zeit konfrontiert oder vereint sieht.

„Wie soll ich leben in diesem Land,
Wo der Fuß über die Knochen
Der unbestatteten Nächsten stolpert?
[…] War ich denn dafür geschaffen,
Klagelieder zu singen?
[…] Lasst doch
Den Dichtern den Augenblick der Freude,
Sonst geht eure Welt zugrunde“

Die schmerzliche Erkenntnis, nicht schreiben zu können, was man will, weil es Dinge gibt, die man beschreiben muss, die also mehr Realität haben, als ein Gedicht, das sich nicht mit ihnen beschäftigt, jemals haben könnte… Der Dichter: als Warner oder als Utopist? In Milosz Werk sieht man die Schwierigkeit, beides auf einen Nenner zu bringen: Das Abbilden der Gegenwart, also auch das Bekenntnis zur eigenen Geschichte, und gleichzeitig das Aufgreifen der ewigen Themen der Dichtung, der Versuch, Sprache zu einer Epiphanie und nicht nur zu einer Dokumentation werden zu lassen.

Die Geschichte ist eben nicht alles, aber manchmal schafft sie es, die Menschen für sich zu verpflichten. Und der Dichter weiß, dass er eine komplette Okkupation nur verhindern kann, wenn er sich mit ihr auseinandersetzt – er weiß, dass es Dinge gibt, die Vorrang haben, vor seinen Ideen von Idylle, Farben und Frohsinn. Einfache Dinge, elegische, schwierige Dinge; Gedanken, Bedenken, Geständnisse; Ansagen, Widerworte, Wünsche.

Milosz ist auch deswegen ein großer Dichter, weil er sich trotz seiner regen Beschäftigung mit Zeitgeschichte und Ethik, nie davon vereinnahmen ließ. Er fand einen Mittelweg, eine Möglichkeit Farben und Ideen anzurufen und dennoch zu bedenken und zu berichten. Seine Verse sind selbstbezügliche Studien – Ansichten, die dem eigenen Ich vorgetragen werden und aus seiner Gedankenwelt, zusammen mit den Worten, den Raum für ein Gedicht erschaffen.

„Was ist die Poesie, wenn sie weder Völker
Noch Menschen rettet?“

Ein sehr direkter Ausruf – eigentlich zu wage für einen Diskurs und zu groß für viele Lyriker, die um solche einwandfreien Fragen eher einen Bogen machen, nicht ganz zu Unrecht. Aber Milosz ging es darum, ob es in seinem eigenen derzeitigen Gemütszustand, in den Umständen seines derzeitigen Gedichtes, eine wichtige Frage war, eine Frage, die hineingehörte in die poetische „Aufregung“ seiner Zeilen und zu dem Selbstverständnis seines Textes. Das macht seine Verse authentisch, ehrlich, manchmal auch etwas willkürlich. (eine unwillkürliche Willkür – und diese Formulierung ist nicht nur ein essayistischer Stilsalto.)

Überhaupt ist Milosz ein sehr unstrukturierter Autor, für einen Lyriker. Trotz Intelligenz und Gespür merkt man bei ihm wenig Formwillen – nur einen schlichten, der die Worte nach der Art zusammenbringt, dass sie die Form eines Gedichtes begründen, eine poetische Wirksamkeit beziehen – aber es gibt kaum einmal einen formalen Wink, der ein Gedicht schon deutet, seine Wirkung/Ausgestaltung mitdiktiert. Der Text erzählt mehr, als das er Sprache auf eine direkte Rezeption hin ausrichtet, stilisiert – und doch ist Milosz Poesie voller poetischer Momente.

„Ich war ein Instrument, ich lauschte, traf eine Auswahl
der Stimmen aus dem stammelnden Chor und
übersetzte sie in klare Sätze mit Punkt und Komma.“

„Wir suchen nämlich nicht das Vollkommene, wir suchen
das Resultat von unaufhörlichem Streben.“

Bei all dieser „Un“beschaffenheit, zu der seine Poesie tendiert, ist so doch jedes Glied seiner Gedichte von vollendeter Klarheit – worunter nicht hoch hinaus gefaltete Schönheit oder sensationelle Aspekte zu verstehen sind, sondern eine schlichte Präzision, eine Poesie, die immer bei sich bleibt, auch in sich selbst träumt oder von ureignen Fehlern spricht; die sich nicht in andere Räume oder Welten, andere Perspektiven begibt oder begeben muss. Inmitten dieser Selbstvertiefungen entstehen immer wieder Verse und Zeilen, die die Dinge auf den Punkt bringen – vielleicht nur für einen Moment, in etwa wie es der eigene Gedanke, die eigenen Eingebung tut, die uns tagtäglich überraschen können.

„Zwischen Augenblick und Augenblick habe ich viel erlebt im Traum,
So deutlich, dass ich das Schwinden der Zeit fühlte,
Als das, was ständig fern war, nicht da war.“

„Der Duft des frischen Klees hat die kriegerischen
Märsche wiedergutgemacht und im Licht der
Autoscheinwerfer glänzen die Wiesen für immer und
ewig.“

Träumerische Facetten und utopische bis verzweifelte Imaginationen geistern durch Miloszs Werk. Der Begriff Dichter/Lyriker wird heute in Deutschland eher an dem Form schaffenden Aspekt festgemacht, gepaart mit einem enormen Innovationsdrang, dem Streben nach einem rein exklusiven Ausdruck.
Auf Milosz kann man diese Bewertungskriterien unmöglich anlegen. (Ja, wenn man Dichter wie Milosz liest, muss man diese Kriterien vielleicht sogar in Frage stellen.) Er ist auch kein Dichter, der, wie die klassischen Poeten, größtenteils an der Veranschaulichung oder Darstellung des Schönen interessiert ist; auch sein Harmoniebedürfnis ist geringer, aber es ist vorhanden, es hat sich bloß gewandelt: von einer freudigen Antwort zu einer rastlosen Frage. In Milosz Werk treffen der Wille, dieser Stoff, mit dem Dichter die Welt in Worten ausdrücken, und der Zweifel, der sie dazu bringt, ihre Darstellungen zu bedenken, in einer besonderen Mischung zusammen – was sicherlich auch mit der Zeit zu tun hatte, in der Milosz lebte: eine Zeit, die viel Zerwürfnis kannte und doch auch sehr viele Entwicklungen. Größere Entwicklung, tiefere Abgründe. Was stellt man dagegen: den Willen oder den Zweifel? – Man sucht, denke ich, bis heute, auf diese Frage eine Antwort.

„Früh erreicht uns der Aufruf, aber er bleibt
unverständlich und erst langsam stellt sich heraus, wie
gehorsam wir waren.“

„Was trennt, das zerfällt. Und dennoch ist mein Schrei
>>nein, nein,<<, noch nicht verhallt, obwohl er im Winde
verbrannte.
Nur das, was nicht trennt, zerfällt nicht. Alles andere ist
jenseits der Dauer.“

Gewissheiten hinter den Fragen – wie oben bereits angesprochen, war Milosz ein Suchender, ein Poet und , der sich selbst nicht als bloßen Teil des Jahrhunderts sehen (einem Jahrhundert in dem so viele und so vieles zum zum Anhang totalitärer Bewegungen wurden, zu Systemen und dogmatischen Ansichten tendierten), sondern das Menschliche in sich bewahren wollte und auch in seiner Poesie. Deswegen das „nein, nein“ und die vielen tausend Wahrheiten und kleinen Wirklichkeiten, die man, über sein Werk verstreut, einzelnen Abschnitten entnehmen kann – ewige Wirklichkeiten, Wahrheiten, im Bruchteil einer Sekunde geschehen, da man sie vollends wahrnimmt und spürt, bis sie vergehen – was sind diese Abschnitte anderes als das Leben?
Auf jeden Fall sind es solche Momente, Schweife, für die man in Milosz Lyrik immer wieder dankbar ist; denn sie sind jenseits von Rhetorik oder Beweis. Es sind Einsichten, beeindruckend und bemerkenswert, in ihrer feinen, inneren Ausrichtung, die nicht über das hinausgeht, was bleiben kann.

„Was auch immer damals in das verriegelte Haus der fünf
Sinne gelangte, ist im Brokat des Stils erstarrt.
Wer, Hohes Gericht, kennt nicht solche Einzelfälle.“

„In dem einen gemeinsamen menschlichen Traum
wohnen pelzige Tiere.“

„Bin ich hier, in der Hoffnung, man könne neu beginnen
und das eigene Leben heilen, wenn man fest daran denkt,
was man erfahren hat.“

Die Hoffnung ist, wie wir wissen, in Wahrheit eine launische Kraft (wobei sie, wie Borges klug bemerkte, eigentlich nicht uns enttäuscht, sondern wir stets sie). In der Poesie ist sie im besten Falle eine Ausdrucksform/-variante der Sehnsucht, in welcher sie eigentlich nur als Abglanz enthalten ist; doch es ist dieser Glanz der einem Gedicht eine besondere, kommunikative Form von Schönheit verleihen kann.

„Derweil ich in Gedanken weiter Fräulein Jadwiga rette,
Die kleine Bucklige, Bibliothekarin von Beruf,
Die im Bunker jenes Hauses ums Leben kam,
Das als sicher galt, doch ist es eingestürzt
Und niemand konnte durch die Mauerplatten dringen,
Obwohl man viele Tage Klopfen hörte, Stimmen.
Ein Name also, verloren für Jahrhunderte, für immer;
Ihre letzten Stunden bleiben unbekannt
[…] Der wahre Feind des Menschen heißt Verallgemeinerung.
Der wahre Feind des Menschen, die sogenannte Geschichte,
wirbt und erschreckt mit ihrem Plural.“

Wie weit ist dann der Weg von diesem Zitat zu jenem:

„Dazu bin ich berufen:
Die Dinge zu preisen, weil es sie gibt.“

Oder ist er vielleicht die Entfernung zwischen diesen verschiedenen Textstellen gar nicht so groß? Ich denke nicht. Und ich denke, dass jener Aspekt, jene Idee, die diese beide Abschnitte trotz ihrer Unterschiede verbindet, könnte sie anders als durch solche Verse ausgedrückt werden, das wäre, worum es in Milosz Werk geht.

„Es gibt derart Beharrliche; gib ihnen ein paar Steine
Und essbare Wurzeln, und sie werden die Welt erbauen.“

Inhalt:
Dieser Band enthält Gedichte aus allen Perioden von Milosz Schaffen, sogar einige der letzten, die er geschrieben hat. Angenehmerweise wurde dabei keine Botschaft oder Richtung bevorzugt und der Band liest sich wie ein ausbalanciertes und vielfältiges „Best of“; Anliegen und Ideen, die in Milosz Werk präsent sind, werden durch diese Vielfalt wiederum trotzdem gut ausgeleuchtet. Das Nachwort tut, wie bereits gesagt, sein Übriges, ohne einen Kult zu betreiben um Milosz Lyrik. Ein paar Anmerkungen wären derweil schön gewesen, leider hat man darauf verzichtet.

Am Ende jeder Rezension kommen mir Zweifel, ob ich alles gesagt habe, was ich wollte. Habe ich es richtig gesagt? Ich glaube, dieser Zustand lässt sich ein bisschen mit dem Lesen und Schreiben von Gedichten vergleichen. Ist denn jemals alles gesagt? Vielleicht das, was man sagen konnte, in diesem Augenblick. Vielleicht reicht das. Vielleicht auch nicht.

„Was bleibt vom Leben? Nur Licht,
Vor dem die Augen blinzeln an Sonnen-
Tagen. Man sagt: so ist es,
Und keine Fähigkeit, keine Gabe
Reicht hinaus über das, was ist.“

Comments

  1. Vielen Dank.
    Für mich eine erbauliche Rezension das Werk von Czeslaw Milosz begleitende geistige Arbeit
    von Herrn Brandt.
    Danke! Vielen Dank!
    Wolfgang Püschel
    Germany
    Ost-Westfalen
    23.9.2016

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