mückinnen, 2019

In by Anne Kollien0 Comments

der sommer,
in dem bäume ihre schatten an wände von häusern tätowierten

als bemalten sie leichensteine mit ihrer silhouette
hoffnungsbang ob wir sie und ihre wurzeln
vor dem langsamen tod des verdorrens retten würden

ein sommer,
in dem sich unsere haut kräuselte wie welkende, staubige folia
der sommer,
in dem flammenzungen in blätterlungen luft fingen

sie co- und rauchmelder in laub- und nadelwäldern installierten
die in fußläufigen wüstungen alarme auslösten und
uns der gesang von sirenen in verwüstenden siedlungen immer vertrauter wurde

ein sommer,
in dem die einen wetterten und die anderen zitterten

der sommer,
in dem flüsse in füßen von aufgebäumten (auf)gingen und sie bloßlegten

wir uns an ihrer tiefsten stelle flach hinein in ihr weiches schlammiges bett legten
uns fragten, wie weit es zum nächsten see sei, wie lange wir noch in ihm schwämmen
ohne die algen am grund mit unseren balgenbäuchen zu streifen

ein sommer,
in dem den mückinnen die spucke wegblieb.

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