gekommen um zu bleiben

In by Max Czollek1 Comment

folgendes möchte ich feiern: schnaps
parkbank, bruchsicheres glas

dass wir uns eingerichtet haben heißt
wir lösen einen rückfahrschein

erinnern zugvögel ihre flugbewegung
über den köpfen unserer väter

entmagnetisiert liegen wir wach unter
dem blinken der rauchmelder

in unserer küche steht ein buchentisch
den treibt es nach allen seiten

Comments

  1. „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
    Kurt Marti

    Viel gibt es zu dem Gedicht wohl nicht zu sagen: es fängt immer wieder an und hört dann plötzlich auf. Bei der zweiten und vierten Zeile passt das, bei der ersten wirkt es etwas wage, bei der dritten leicht losgelöst, bei der fünften mit dem Rest des Gedichtes irgendwie nicht kompatibel.

    Wie den Weg finden von einer Feier, über glattes, dem Abend entgegenscheinendes Glas zu ein paar Zugvögeln. Natürlich gibt es einen Weg. Es gibt immer einen Weg. Die Frage ist, ob es darum geht, dass es immer einen Weg gibt oder ob es darum geht, einen ganz bestimmten zu finden…

    Womit ich am wenigsten klarkomme ist der Gedankensprung von der vierten in die fünfte Zeile – von dem gemeinsam sein in die Einsamkeit eines dämlichen Tisches. Wieso? Es wirkt als wäre der Strom in dem Gedicht sowieso nicht ganz stabil, als würde es in jeder zweiten Zeile flackern – aber am Ende fällt er wirklich aus. „entmagnetisiert liegen wir wach“ – das hat Kraft. „unter dem blinken der rauchmelder“ das wirft diese Kraft gut über eine weite Fläche, lässt sie auslaufen. Aber ich weiß nicht, was das mit der Kücher zu tun haben soll.

    Erinnern zugvögel? Geht es in diesen beiden Zeilen um erinnern oder um Verständnis? Was heißt „Erinnern“? Eine Erinnerung ist nur dann eine Erinnerung, wenn sie mit Verständnis der Umstände, mit Deutung zusammenhängt, Eindrücken – ansonsten ist es einfach etwas, das wiederkehrt, das genauso jetzt sein könnte wie damals. Nur das einordnen in Zeitabläufe, macht es dazu. Wieso also Zugvögel und erinnern? Ist es eine Frage?

    Manchmal braucht es eine Weile, bis man ein Gedicht versteht. Es braucht, womöglich, sogar das Auflehnen, das Nichtverstehen, bevor man versteht. Alle fünf Teile: Sequenzen von etwas, das viel zu groß ist, um näher heran zu gehen. Deswegen diesen Schatten davon, diese Stücke. Der Abend auf der Parkbank; der Moment mit dem Bewusstsein, dass alles jetzt stimmt, aber irgendwann endet; der Blick auf die Zugvögel, vor dem Fenster oder nicht vor dem Fenster, aber sie sind zweifelsfrei da, genauso wie ein Jahr zu Ende geht; das Liegen, unter dem Rauchmelder, der trotzdem blinkt, obwohl man auf dem Rücken liegt und alles eigentlich ruhig sein sollte – er blinkt und blinkt; der Tisch in der Küche, der mit all dem nichts zu tun hat und doch da steht, man geht um ihn herum, er nimmt da Raum ein, vielmehr mehr Raum als wir, vielleicht, wenn man Raum in Zeit misst…

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