Die Einschulung

In by michael spyra0 Comments

Die Kinder, ihre Eltern und die Lehrer,
der Pausenhof, die Glocke, laut und schrill.
Die Direktorin spricht. Der Rest ist still.
Das fällt den einen leicht, den andern schwerer,
weil niemand aus der Reihe tanzen will.

Das Personal, Kollegen und Dozenten.
Die Direktorin spricht. Der Rest steht stramm.
Sie spricht vom Kronen, Wurzeln und dem Stamm.
Sie spricht von den besonderen Momenten
und ihrem einzigartigen Programm.

Die Lehrer, Eltern und die neuen Schüler,
erwarten und empfangen steif und stumm.
Dann schauen sie sich unauffällig um.
Der Ton wird rauer und die Stimmung kühler.
Die Eltern wissen alle noch warum.

Die Mutter und der Vater und die fremden
Erwachsenen. Der Lehrer stellt sich vor.
Die meisten Mütter haben Schmuck am Ohr.
Die meisten Väter tragen weiße Hemden.
Und nach der Rede sing ein Kinderchor.

Da steht der Vater in der Anzughose.
Da steht die Mutter und die Mutter weint.
Der Himmel wolkenlos, die Sonne scheint.
Die Eltern sind nun beide in Hypnose.
Die Mutter sagt, so sei das nicht gemeint.

Der Vater stöhnt. Die Mutter weint. Ihr Weinen,
ihr Schluchzen, Schniefen, Schnauben, klingt vertraut.
Der Vater, der die Armbanduhr beschaut.
Die Mutter sagt, so würde sie‘s nicht meinen.
Der Vater, der die Fingernägel kaut.

Der Lehrer und die aufgestellten Kinder.
Die aufgestellten Kinder hinterher
Der Lehrer geht voran. Der Gang ist leer.
Der Lehrer eilt. Der Lehrer geht geschwinder.
Das Tempo fällt den meisten Kindern schwer.

Der Gang ist dunkel, lang und voller Türen,
besonders hoch und breit und immer zu.
Das alles dauert jetzt und will partout
nicht enden. Auch die andern Lehrer führen:
Kantine, Speiseplan mit Passepartout.

Und dann betreten sie das Klassenzimmer.
Der Klassenraum ist kalt und frisch geweißt.
Der Lehrer zeigt die Uhr. Der Zeiger kreist.
Der Lehrer steht. Die Kinder sitzen immer.
Und dann sagt jedes Kind kurz wie es heißt.

Da steht der Lehrer und notiert die Namen.
Er dreht sich um und dann schaut er herab.
Dann wird der Platz auf seiner Tafel knapp,
für die die heute Morgen mit ihm kamen.
Und dann wischt er die Namen wieder ab.

Dann wieder durch den Gang an den Toiletten
vorbei nach draußen. Wo die Eltern sind.
Und jedes Elternpaar empfängt sein Kind.
Vereinzelt sieht man sie mit Zigaretten,
bevor dann bald der Nachmittag beginnt.

(für Günter Eich)

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