Der Besuch beim Herrenfriseur

In by michael spyra0 Comments

Der Windfang und die Tür, der Fußabtreter,
die Garderobe, Mäntel, Regenjacken,
die Anoraks und Parkas und die Schals,
die Hüte und die Mützen. Jedenfalls,
im Hintergrund der ausrasierte Nacken,
das Feilschen um die letzten Zentimeter.

Gardine, Leuchtstoffröhre, Poster, Tresen,
die Schale für das Wechselgeld, Kalender,
Begrüßung und Termin in einem Satz,
das Schaumstoffpolster auf dem freien Platz,
die Illustrierten auf dem Zeitungsständer
und die, die schweigend aus der Zeitung lesen.

Geheimratsecken, Haarkranz und Tonsuren,
und jeder merkt sich immer nur den Letzten,
und der weiß nicht, wer vor ihm Letzter war.
Der Meister schneiden und rasiert das Haar.
Dann darf der nächste sich mach vorne setzen.
Die andern kontrollieren ihre Uhren.

Der Meister fragt ihn, wie er es gerne hätte,
ummantelt und mit himmelblauem Kragen
aus Krepp, auf seinem Stuhl und aufgebockt.
Dann schneidet er und schneidet und dann stockt
der Meister und man hört ihn etwas sagen,
und dann nimmt er sich eine Zigarette.

Der Meister redet und macht Raucherpause,
erzählt sich durch die allgemeinen Themen.
Der Meister braucht so lange wie er braucht.
Und auch am Zeitungstisch wird nun geraucht.
Man weiß sich in Gesellschaft zu benehmen.
Und dann darf bald der nächste Herr nach Hause.

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