Unter “Bühne frei” präsentiert Babelsprech.org Lesungs- und Veranstaltungsformate im deutschsprachigen Raum, die nicht an eine bestimmte Institution gebunden sind und auf dem Experimentier- und Spieltrieb der Veranstalter basieren. Ob Lesebühnen, Performancereihen oder interdisziplinäre Initiativen, wesentlich ist die sub-institutionelle Organsiationsform, deren Bedeutung für die selbstbestimmte Kommunikation junger Lyriker_innen kaum hoch genug geschätzt werden kann. Nach ART VISUALS & POETRY (Wien), NIEMERLANG (Berlin/Leipzig) dem Literaturklub (Köln), und den Undercover (Frankfurt), und Kellerkultur (Göttingen) und zwischen/miete stellt babelsprech-Autor Daniel Bayerstorfer heute die Reihe „Land in Sicht“ aus Köln vor.
Nun kann man also auch, fährt man den Rhein entlang, ein literarisches “Land in Sicht!” ausrufen. Köln ist ein weiteres Mal auf der Landkarte junger Lesereihen aufgetaucht. Im Café Fleur, Lindenstraße, einmal im Monat. Möglich gemacht wird das von einem Organisationsteam von fünf Leuten, nämlich Mario Frank, Franziska Haag, Kevin Kader, André Patten und Lara Schmitz, die in Deutschlands vierter Millionenstadt noch eine Plattform für junge Autoren vermissten und sie so kurzerhand selbst schufen.
“Wir wollten eine junge Lesereihe starten, zu der wir und unsere FreundInnen auch selbst gern gehen würden.”
So André Patten, der selbst am DLL studiert und das ansonsten in Köln beheimatete Ensemble kompletiert. Die Besucherzahlen geben den OragnisatorInnen recht. Die Lesung erfreut sich trotz, oder gerade wegen der Regelmäßigkeit der Veranstaltung großer Beliebtheit und hat sich neben dem ortsansässigen Literaturhaus, Adrian Kasnitz’ Literaturklub (ebenfalls monatlich) und Christoph Dannes gegenlichtlesen und hellopoetry als fester Bestandteil der Kölner Literaturszene etabliert und vielleicht mit dafür gesorgt, das man weiterhin von einer solchen sprechen kann.
“Wichtig war uns: einen Ort der Begegnung zu schaffen für diejenigen, die Lust am Schreiben und Lust auf neue Texte haben (also kein Ort, an dem AutorInnen andere AutorInnen vorlesen, ein offener Ort als Zugang zu neuer Literatur). Wir wollen dem Publikum ein möglichst breites Spektrum junger Literatur bieten. D.h. wir suchen nicht zwingend immer nur das aus, was uns am allerbesten gefällt, sondern schauen auf Vielfalt. Natürlich ist die Grundlage literarische Qualität. Es ist aber egal, ob jemand schon mal was veröffentlicht hat, um bei uns zu lesen.”
meint ebenfalls André Patten. Vertreten sind die Gattungen Lyrik, Prosa, Drama und Essay. Die jeweils vier TeilnehmerInnen für einen Abend werden durch Einsendungen ausgewählt, wobei es den OrganisatorInnen wichtig ist, auch Autor_innen aus der Region eine Bühne zu geben. Von der ersten Veranstaltung an wurde man dabei vom Kulturamt der Stadt Köln gefördert, wodurch die Literatur hinsichtlich der institutionellen Aufmerksamkeit zur bildenden Kunst und der Musik aufschließen konnte.
Nach den Lesungen bietet das Café Fleur die Gelegenheit zum Austausch unter Lesenden und ZuhörerInnen. Da keine Diskussionen während der Veranstaltung vorgesehen sind, hat sich die Verlagerung der Gespräche auf die Stunden danach als gelungene Abendgestaltung erwiesen. Die Einführungen zu den Texten und AutorInnen sind kurz gehalten und lassen der Literatur selbst Raum. Niederschwelligkeit wird bei Land in Sicht groß geschrieben und die Vernetzung von KünstlerInnen und Interessierten zum Kernelement der Veranstaltung.
Übrigens, hier gibts noch Videos zur Veranstaltung:
https://www.youtube.com/watch?v=XrMDPWKNUjo
https://www.youtube.com/watch?v=9hz2sStNkis
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